Ich vermisse mich

Dass man mit 2 kleinen Kindern selbst zurückstecken muss, wenn man kein lückenloses Betreuungssystem hat, kam eher weniger überraschend.
Wer von selbst nicht auf die Idee kommt, dass es ungemütlich werden könnte, wird von Müttern wie mir ungefragt daran erinnert, dass „mit Kind alles anders“ wird.

Ich wurde gewarnt.
Wir alle wurden/werden gewarnt.

Mit welcher Wucht mich die neue Realität beim dann aber erwischt hat – das kam trotz aller mentalen Vorbereitung und allem vermeintlich vorhandenen Hausverstand dann doch unerwartet.

Realität –  volle Breitseite beim ersten Kind
Es war weniger der berüchtigte Schlafmangel, der mir zugesetzt hat.
Zugegeben: Angenehm war die Umstellung auf Etappen-Schlaf nicht, aber nach 2-4 Wochen habe ich gelernt, den „Kater ohne vorangegangenen Rausch“ als neuen Normalzustand hinzunehmen.
Nicht ohne Jammern.
Bis heute nicht, aber man hat ja keine Wahl. Was muss, das muss.

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Was ich noch schlimmer fand war, einerseits meine, durch Foren gut genährte, übertriebe Sorge um das Leben des damals noch ganz kleinen Großen (die Angst vor SIDS hat mich mehr als eine Nacht gekostet) und das ständige Unterbrochenwerden, bei allem, was ich tun wollte und dass auf einmal garnichts mehr locker flockig nebenher ging.

Dieses Einpacken wie für eine Weltreise
Dieses umständliche und langsame von A nach B kommen… Und dann erst als er laufen konnte.
Herr Jesus!
Die unvorhersehbaren Schrei-Attacken, die mich dastehen haben lassen wie den Depp vom Dienst.
Dazu die Leute, die schauen und die Stillhormone, die mich bei der kleinsten Anstrengung/Aufregung schwitzen lassen wie einen Oger.
Mehr als 1x hätte ich gerne gekündigt.

Ich war nämlich schon immer ein Mensch, der viel Raum für sich (allein) gebraucht hat um aufzutanken.
Klassisch introvertiert halt.
Obwohl mir das keiner glaubt.

Und jetzt?
Seit 3,5J nichts. Nada.
24/7 bestenfalls Standby.
Pause auf Abruf.

Mal eben spontan mit Musik am Ohr 5Std ziellos durch die Stadt wandern?
Hahaha.
In ein Buch oder ein Computerspiele eintauchen und der Realität entfliehen?
Sinnlos.
Musik hören? Wenigstens mit Kopfhörern?
Leise einen Film in einem Rutsch vom Anfang bis zum Ende sehen?
Mal wieder mit Muße für Wortklaubereien schreiben?
Forget it!

Beim zweiten Kind war mein Realitätsschock nicht mehr so schlimm und anders geartet.
Es war halt auch nur noch wenig persönlicher Raum zum Beschneiden da.

Was ich dann aber doch schwierig finde:
1) Die vielen Keime, die der Große anschleppt und, dass es den Kleinen teilweise echt heftig erwischt (Sogar auf der Intensivstation war er mit gerade mal 10 Wochen schon)
2) Dass der Große ständig auf mich einredet und mir ein Loch in den Bauch fragt – selbst wenn der Kleine total überreizt ist und nur auf/mit mir in den Schlaf findet.
3) Dass beide Kinder am liebsten 24/7 auf mir (k)leben würden.

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Ich gehöre mir nicht mehr.
Nicht einmal körperlich.

… und wenn sich dank Oma doch mal eine Lücke für mich auftäte, die nicht zu Lasten meiner physischen Bedürfnisse geht (sleep is for the weak), kann ich mir sicher sein, dass mein Mann sich darin breitmachen möchte.